Susann Körner
Einmal waren ich und ein merkwürdiger Augenblick allein
28.06. - 26.07.2014
Eröffnung: |
Freitag, 27. Juni 2014, 18-21 Uhr Vortrag ausgewählter Kurztexte um 19 Uhr |
Ausstellungsdauer: | 28. Juni bis 26. Juli 2014 |
Öffnungszeiten |
Mi/Fr 13-18 Uhr, Do 13-19 Uhr Sa 12-16 Uhr |
Eine stürmische See, die sich bei genauem Hinsehen als eine abgenutzte Plakatreproduktion entpuppt, eine marode Mauer, auf der sich munter Brötchen tummeln, oder Spuren im Schnee, die plötzlich als Botschaft gedeutet werden können: Die in der Galerie Esther Donatz gezeigten Fotografien von Susann Körner überraschen und irritieren zugleich. Ebenso wie bei ihren eigens verfassten Kurztexten richtet die Künstlerin hier ihren Fokus primär auf Alltagsphänomene im urbanen Raum. Dabei rückt sie jene Details in den Vordergrund, die schnell übersehen oder auch bewusst ausgeblendet werden. Was der Flüchtigkeit des Augenblicks zum Opfer fällt, stellt Susann Körner prominent heraus: Vom Verfall bedrohte Gebäude und Gegenstände entfalten eine eigene Bildgewalt wie auch scheinbar ungetrübte Moment-Aufnahmen von Brüchen gezeichnet sind. Mit ihren fotografischen Ausschnitten der Wirklichkeit beweist die Künstlerin nicht nur einen außergewöhnlichen Blick auf die gefundenen Motive, sondern erschließt neue Zusammenhänge. Obgleich die Örtlichkeiten nicht näher spezifiziert werden, ist die Einbettung der Bildelemente in ihrer Umgebung von zentraler Bedeutung: Räumlichkeit und Objekt treten in eine Wechselbeziehung zueinander und verdichten sich zu einer komplexen atmosphärischen Einheit. Zeichen erhalten eine neue Bedeutung und Lesbarkeit. Susann Körner schafft weitere Querverbindungen, indem sie ihre Werke, die sie in einem umfangreichen Archiv zusammenfasst, re-arrangiert und in unterschiedlichen Kontexten präsentiert, so dass „Nachbarschaften“ oder „Nach-Bilder“ entstehen. Ähnlich assoziativ funktionieren die Kurztexte von Susann Körner, von denen eine Auswahl in der Galerie Esther Donatz gezeigt wird. Basierend auf tagebuchartigen Alltagsbeobachtungen reflektieren sie Ausschnitte aus dem Leben, das sich von kurios bis poetisch in verschiedenen Facetten darstellt. Susann Körners Text- wie auch Fotoarbeiten kreisen um Phänomene der Wahrnehmung, des Gedächtnisses und der Erinnerung, ohne dass die Spurensuche je beendet werden könnte. So resümiert die Künstlerin: „(…) das Finden ist nie das Ende der Suche, das Gefundene bleibt immer Fragment, auch wenn es sich vorübergehend mit anderen Teilen verbindet.“
Susann Körner (*1972 Schleswig-Holstein, lebt und arbeitet in Hamburg) schloss ihr Studium der Visuellen Kommunikation mit den Schwerpunkten Künstlerische Fotografie, Typografie und Künstlerisches Publizieren 2006 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg ab. Sie hat ihre Werke und Künstlerbücher in Städten wie Hamburg, Berlin, Prag und Mailand vorgestellt. Institutionelle Ausstellungen fanden unter anderem im Kunstverein Ruhr, Essen, im Westwerk und im Kunsthaus Hamburg statt. Galerie Esther Donatz widmet Susann Körner bereits die zweite Einzelausstellung. Im Rahmen ihrer ersten Soloshow präsentierte die Künstlerin Kassenbongedichte sowie ihr langjähriges Projekt Susann Körner ist während der Vernissage anwesend und liest ausgewählte Kurztexte vor.
Esther Donatz
Nadine Seligmann
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