Nadja Verena Marcin
01111010 01100101 01110010 01101111 01100111 01110010 01100001 01110110 01101001 01110100 01111001, kuratiert von Jürgen Dehm
24.04. - 22.05.2015
Eröffnung mit Einführung von Jürgen Dehm: |
Donnerstag, 23. April 2015 18-21 Uhr |
Jürgen Dehm im Gespräch mit Nadja Verena Marcin: |
Sonntag, 26. April 2015 15 Uhr |
Öffnungszeiten: | Mi/Fr 13-18 Uhr, Do 13-19 Uhr Sa 12-16 Uhr |
Von der selbstbewussten Kämpferin bis hin zur exzentrischen Herrscherin oder Treibenden im Weltall: Die Bandbreite an weiblichen Figuren, die Nadja Verena Marcin in ihren Werken performativ auslotet, ist vielseitig. Ihre Arbeiten kreisen jedoch nicht ausschließlich um die Stellung der Frau, sondern spiegeln einen breiteren Fokus auf das menschliche Sein wider. In ihren Filmen, Performances und Fotografien wirft die Künstlerin einen Blick auf soziale Machtstrukturen und Verhaltensweisen und spürt jenseits von Geschlechterrollen den Grundgefühlen menschlicher Existenz nach. Inspiriert von Science-Fiction-Filmen wie LOGAN’S RUN (1976) hat Marcin mit ihrem Video TRIPLE F (2013) eine weitere komplexe Metapher unserer Zeit geschaffen. Im Zentrum stehen drei Herrscherinnen, die einen erbitterten Krieg gegeneinander führen. Die Protagonistinnen bevorzugen nicht nur unterschiedliche Lebensweisen – vom Schloss bis zum urbanen Stadtraum; sie unterscheiden sich zudem optisch, indem jede Anführerin, analog zu ihrem Territorium, in einer anderen der Grundfarben Blau, Gelb und Rot repräsentiert wird. Das Streben nach Macht und Unabhängigkeit vereint sie jedoch ebenso wie persönliche Unzulänglichkeiten und Repressionen. Neben allgemeinen Fragen gesellschaftspolitischer und ökonomischer Natur, die unter anderem leistungs- und kapitalorientierte Mechanismen zur Diskussion stellen, ist die Position einflussreicher Frauen ein zusätzlicher Aspekt, der in dem grotesk überzeichneten Szenario thematisiert wird. Über die Rolle der Frau sowie zwischenmenschliche Beziehungen reflektiert Marcin auch in ihrer neuen Fotoserie CONO SUR, die in Bolivien entstanden ist. Aufgenommen in El Fuerte de Samaipata, einer bedeutenden Ritualstätte der Guarani und Inka, wird die Frau in JEDI als Kämpferin inszeniert. Während der als UNESCO-Weltkulturerbe geschützte Ort einen historischen Einschnitt darstellt, markiert Marcin mit ihrer performativen Handlung gleichermaßen einen radikalen Wendepunkt in der fortlaufenden Kulturgeschichte, indem sie die aktive Partizipation der Frau zelebriert. Formen der Ritualisierung, wie sie hier durch das Kakteen-Schwert symbolisiert werden, greift die Künstlerin darüber hinaus in dem Werk BRIDE auf. Fotografiert am Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Welt, präsentiert sich Marcin an diesem surrealen Wüstenort fernab der Zivilisation in einem blutigen Hochzeitskleid. Der Mythos Weiblichkeit wird am Beispiel der Heirat in all seinen anklingenden Dichotomien ausgelotet, die von der feierlichen Zeremonie bis zum ökonomischen Handelsakt, von Fruchtbarkeit bis zum „Ausgedorrtsein“ reichen. COLONIALIST thematisiert hingegen den Dschungel des Paarseins. Ob es glückt, das neu betretene Territorium in ein paradiesisches Kleinod zu verwandeln, bleibt offen – ebenso die Deutung des im Binärcode abstrahierten Ausstellungstitels.
Nadja Verena Marcin (*1982 in Würzburg, lebt und arbeitet in New York) schloss 2007 ein Studium an der Kunstakademie Münster ab, bevor sie 2010 ein weiteres an der Columbia University School of the Arts, New York, beendete. Werke der mit diversen Preisen ausgezeichneten Künstlerin wurden in internationalen Städten wie Seoul, Tel Aviv, Berlin, Basel, New York und Los Angeles gezeigt. Nach Teilnahmen an Biennalen sowie institutionellen Ausstellungen und Programmen, darunter im ICA, Philadelphia, Garage Center for Contemporary Art, Moskau, oder ZKM, Karlsruhe, widmete ihr 2014 der Kunstverein Unna eine Soloshow. Im
Esther Donatz
Nadine Seligmann Die Werke wurden von folgenden Sponsoren gefördert: ZERO GRAVITY, 2013 Aurora Aerospace, Tampa WARP Contemporary Art Platform, Sint Niklaas TRIPLE F, 2013 Film- und Medienstiftung NRW, Düsseldorf CONO SUR, 2015 SCHRUPP Architecture, Santa Cruz KIOSKO Galeria, Santa Cruz
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Süddeutsche Zeitung
Wenn die Musen durchmachen
Artikel vom 8. Mai 2015 (unter "Night Art")