Melanie Gilligan/Veronika Veit
LIFE IN PIECES
15.09. - 18.10.2012
Eröffnung: |
Freitag, 14. September 2012, 18-21 Uhr im Rahmen der OPEN ART |
Öffnungszeiten OPEN ART: |
Sa/So 15./16.09.2012 11-18 Uhr |
Allgemeine Öffnungszeiten: |
Mi/Fr 13-18 Uhr, Do 13-19 Uhr Sa 12-16 Uhr |
Sie sind in der Realität verortet und doch haftet ihnen etwas Irritierendes an: Die Skulpturen der Bildhauerin Veronika Veit und das fünfteilige Episodendrama POPULAR UNREST (2010) von Melanie Gilligan, die nach einer Idee der Kuratorin Anna Schneider gemeinsam in der Galerie Esther Donatz gezeigt werden, spiegeln Fragmente der Wirklichkeit wider und lösen doch ein Gefühl der Befremdung aus. Die Künstlerinnen erzählen Geschichten – LIFE IN PIECES – und loten auf unterschiedliche Weise das Thema der Narration aus. Dabei greifen Veronika Veit und Melanie Gilligan auf ein vertrautes Bild- und Motivrepertoire zurück, wie es auch in den Medien verankert ist. Was die ausgestellten Werke verbindet, ist die Anlehnung an amerikanischen Drama- und Krimiserien, die eine größtmögliche Glaubwürdigkeit vermitteln wollen. In der mehrteiligen Videoarbeit POPULAR UNREST zeichnet Melanie Gilligan (*1979 in Toronto) eine kapitalorientierte Gesellschaft, die von einem Computersystem namens „The Spirit“ überwacht, bewertet und gesteuert wird. Eine Reihe mysteriöser Morde überschattet die Welt, in der ausschließlich Profit und wirtschaftlicher Gewinn zählen: „The Spirit is money!“ Neben David Cronenbergs „Body Horrors“ erinnert Melanie Gilligans apokalyptische Zukunftsvision formal-ästhetisch und inhaltlich an TV-Formate wie CSI, DEXTER und BONES – DIE KNOCHENJÄGERIN. Genau wie das vierteilige Minidrama CRISIS IN THE CREDIT SYSTEM (2008), das ebenfalls politisch-wirtschaftliche Themen umkreist, ist auch die nun in der Galerie Donatz ausgestellte Videoarbeit unter http://popularunrest.org/ im Internet abrufbar. Co-produziert von Chisenhale Gallery, London, Kölnischer Kunstverein, Banff Center, Alberta, Presentation House Gallery, North Vancouver, Galleria Franco Soffiantino, Turin, Arts Council England und Outset, wurde POPULAR UNREST bei der Artissima in Turin mit dem Illy Present Future Award ausgezeichnet. Melanie Gilligan hat sowohl die Regie und den Schnitt übernommen als auch das Drehbuch von POPULAR UNREST verfasst. Schreiben spielt nicht nur im Rahmen ihrer künstlerischen Arbeit, die unterschiedliche Medien umfasst, eine wichtige Rolle. Die Kanadierin hat regelmäßig Artikel bei Kunstmagazinen wie Texte zur Kunst, Mute Magazine und Artforum veröffentlicht. Ihre Werke waren in renommierten Institutionen wie der Tate Britain, Serpentine Gallery, Hayward Gallery, London, oder Transmission Gallery, Glasgow, zu sehen – 2012 unter anderem bei De Appel, Amsterdam, und im Macedonian Museum of Contemporary Art, Thessaloniki. Veronika Veit (*1968 in München) transformiert Momentaufnahmen aus Serien wie THE WIRE, die den Niedergang der amerikanischen Gesellschaft in einem Sumpf aus Gewalt, Drogenkriminalität und sozialen Problemen schildern, in "dreidimensionale Standbilder". Obgleich diese gut recherchierten Serienformate eine amerikanische Realität reflektieren und Anspruch auf Authentizität erheben, strebt die Bildhauerin bei der Gestaltung ihrer klein- und großformatigen narrativen Szenen keine hyperrealistische Wiedergabe an. Die Figuren sind weder bis ins kleinste Detail ausmodelliert noch farblich differenziert. Durch das monochrome Grün des Styrodurs wirken sie geisterhaft entfremdet. Genauso wie der Serienzuschauer die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgt, kann der Betrachter die Skulpturen von Veronika Veit zwar aus nächster Nähe studieren, bleibt letztendlich jedoch ein distanzierter Beobachter. Auch hör- und lesbare Satzfragmente wie „Yeah motherfucker – yeah nigger – fuck this – what are you doing man?“, die aus ihrem Kontext isoliert werden, unterstreichen diesen Eindruck. Veronika Veit wurde 2006 mit dem Bayerischen Staatsförderpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet und hat ihre Arbeiten bereits vielfach im In- und Ausland ausgestellt, 2012 unter anderem in der Hamburger Kunsthalle, im Verein für Original-Radierung, München, Museum of Contemporary Art of Rio Grande do Sul, Brasilien, und im Palais d’Iéna, Paris. Darüber hinaus widmete ihr der Kunstverein Konstanz in diesem Jahr eine Soloschau. Neben Ausstellungen in diversen anderen Kunstvereinen wurden Werke der Künstlerin in der Stadtgalerie Saarbrücken, Kunsthalle Baden-Baden, im museum franz gertsch, Burgdorf, und im Haus der Kunst, München, gezeigt.
Esther Donatz
Nadine Seligmann Telefon: +49 89 70 07 62 00
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