Judith Egger
BARDO. Topographie des Zwischenraums, 19.30 Uhr
28.05.2013
Eine Performance von Judith Egger Dienstag, 28. Mai 2013, 19.30 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Mystisch, rätselhaft und bildgewaltig: So lässt sich die Performance „Bardo“ von Judith Egger beschreiben, die um Zustände des Dazwischen, des transitorischen Übergangs, kreist. Der Begriff „Bardo“ bezieht sich auf das Tibetische Totenbuch (Bardo Thödol: „Befreien durch Hören im Zwischenzustand“), eine Sammlung von buddhistischen Sutras aus dem 8. Jahrhundert. Die Schrift thematisiert das Intervall von Tod und Wiedergeburt, bei dem verschiedene Seinszustände erreicht werden. Die damit einhergehenden „Lücken“ oder Schwebezustände beschränken sich jedoch nicht auf die Zeit nach dem Tod, sondern sind ein essentieller Bestandteil des Lebens selbst. In ihrer eigenen Mundhöhle – einem sensiblen Ort zwischen Innen und Außen, an dem nicht nur Atem und Klang aus dem Körper dringen, sondern auch Kommunikation entsteht – stellt Judith Egger dreidimensionale „Miniaturräume“ aus. Der geöffnete Mund wird zur Bühne, zum Schaukasten, der verschiedene Szenerien offenbart. Diese werden live vom Münchener Komponisten und Musiker Axel Nitz begleitet und von der Kamerafrau Maria Rilz auf eine Großleinwand übertragen. Dabei werden Laute aus dem Mundinnenraum der Künstlerin in den Sound integriert. Obgleich die in der Mundhöhle platzierten Miniaturarchitekturen verlassen sind und auf den ersten Blick eher statisch wirken, deuten beispielsweise das Flackern eines Fernsehers im Wohnzimmer oder das Sushi-Förderband im Restaurant auf Bewegung hin. So wie sich auch die schäumende Gischt in einer Felsenhöhle dem Stillstand verweigert, scheint das sprudelnde Wasser eines Springbrunnens den Kreislauf des Lebens nachzuahmen. Die Künstlerin kreiert mittels unterschiedlicher Szenerien Momente der Kontemplation und Stille, die jedoch gleichzeitig Umbruch und Veränderung antizipieren. Was jenseits dieser Zwischenräume passiert, bleibt ungewiss. Prozesse des Entstehens, Wachsens, der Transformation, Intervention, aber auch des Verfalls stehen im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Judith Egger. In Performances, Installationen, Objekten und Zeichnungen untersucht sie – häufig im Dialog mit verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen – wechselnde Zustände, die organischer, künstlicher oder auch geistiger Natur sein können. Judith Egger (*1973, lebt und arbeitet in München) absolvierte unter anderem ein Studium am Royal College of Art in London, das sie 2001 mit einem Master abschloss. Sie erhielt mehrere Stipendien und Förderpreise wie beispielsweise 2012 ein Musikstipendium der Landeshauptstadt München für die Performance „Bardo“, ein einjähriges DAAD-Stipendium für London und ein Arbeitsstipendium der Bundeskulturstiftung Bonn. Judith Egger hat ihre Werke bereits international vorgestellt, darunter in Kitakyushu/Japan, Paris, New York, London, Mailand und Peking. In München ist sie aktuell als Nominierte der von der Stadt München vergebenen „Förderpreise 2013“ in der gleichnamigen Gruppenausstellung der lothringer_13_halle vertreten.
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